Liebe Freunde und Kollegen, „Nichts ist spannender als Wirtschaft“, warb ein Magazin in den 1990er Jahren. Auch im Energiemarkt stehen große Veränderungen ins Haus. Unsere heutige Kolumne in „Die Energiefrage“ widmet sich daher wieder einmal den Rahmenbedingungen von Investitionen im Energiesektor. Ein aktueller Anlass, hierüber vertieft nachzudenken, ist die Neuaufteilung des Strommarkts zwischen E.ON und RWE vor wenigen Wochen. Während sich E.ON auf das regulierte Geschäft mit Stromnetzen zurückziehen wird, soll RWE der mit Abstand größte Stromproduzent Deutschlands werden und sowohl thermische als auch „erneuerbare“ Kraftwerke betreiben. Wir werden darauf gleich zurückkommen.
In der Kolumne mit dem Titel „Drohende Schieflage bei Solar- und Windinvestments“ zeigen wir auf Basis von Szenariorechnungen auf, wie sich die Wirtschaftlichkeit von Solar- und Windinvestments, die seit 2016 getätigt wurden bzw. noch werden, in Abhängigkeit vom weiteren Ausbau der wetterabhängigen Umgebungsenergien verschlechtert. Grundlage ist eine noch wenig bekannte Regelung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das die Auszahlung einer EEG-Vergütung dann verbietet, wenn an sechs oder mehr aufeinanderfolgenden Stunden die Preise am Spotmarkt der Strombörse EEX ins Negative rutschen. Durch diese sehr sinnvolle Regelung, die verhindern soll, dass Strom im Überschuss erzeugt wird, der dann „irgendwie“ entsorgt werden muss, entsteht heutigen und künftigen Investoren in Wind- und Solarkraftwerke ein unkalkulierbares Risiko. Was bedeutet dies nun für die deutschen Energieriesen? Für E.ON scheint der Rückzug auf das weniger margenträchtige, aber verhältnismäßig sichere Geschäft mit Stromnetzen eine glaubwürdige Überlebensstrategie zu sein. Die einseitige Fokussierung auf das Erzeugungsgeschäft von RWE ist aber hauptsächlich eine politische Wette. Die Profis im Strommarkt wissen, dass man noch so viel Wind- und Solarkraftwerke bauen kann: Auf thermische Kraftwerke, die den Strom aus Kohle, Gas und Uran gewinnen, wird man noch auf mindestens ein Jahrhundert nicht verzichten können. Insofern könnte es für RWE eine kluge Überlebensstrategie sein, sich zur „Bad Bank“ der Energiewirtschaft zu machen. Sie wird nicht nur langfristig gebraucht, sondern ist definitiv „too big to fail“, ein anderer bekannter Begriff aus der Weltfinanzkrise. Denn in Zukunft wird man, wie im heutigen Artikel gezeigt, weder mit thermischen Kraftwerken noch mit Umgebungsenergien Geld verdienen können, solange sich nichts Grundlegendes in der Energiepolitik ändert. Damit sind übrigens auch die Ausbauziele der Regierung für Umgebungsenergien gefährdet. Denn sobald sich unter Investoren herumspricht, dass sich bestimmte Risiken bei Wind- und Solarkraftwerken nicht seriös vorhersagen lassen, werden sich Kapitalgeber auch aus diesen Märkten zurückziehen, so wie sie es in diesem Jahrzehnt bereits aus der traditionellen Stromversorgung getan haben. Es bleibt also spannend in der Energiewirtschaft. Herzliche Grüße aus dem grauen Taunus, Björn Peters
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